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Predigten:   Antrittspredigt Brasilien

                      4. Sonntag JK B (1.2.2015)

                      Trauansprache

                      4. Fastensonntag B

Meine erste Predigt in Brasilien

3. Advent 2014; Lesung 1 Thess 5,16-24;

Mein Leben im Licht des Glaubens

 

Liebe Schwestern und Brüder,

ich freue mich sehr, Ihnen heute meine erste Predigt in Brasilien halten zu können, entschuldigen Sie bitte, dass ich noch eine zeitlang meine Worte ablesen werde.

Dabei möchte ich mich auch ein wenig vorstellen, damit Sie ein wenig von mir kennenlernen, und ich möchte von meinem Leben erzählen unter dem Blickwinkel des Glaubens.

 

Ich habe 5 Geschwister und stamme aus einer einfachen katholischen Familie im Süden Deutschlands. So gingen wir jeden Sonntag in den Gottesdienst, und es wurde vor dem Mittagessen und vor dem Einschlafen gebetet. Eine kleine Anekdote: Als ich ungefähr 5 Jahre alt war, die Eltern unterwegs, wollten mich meine älteren Geschwister ärgern und sagten, ich dürfe nicht mit in die Messe gehen. Da wurde ich so zornig, dass ich eine kleine Glas-Scheibe in einer Zimmertüre einschlug. Meine älteste Schwester wurde Ordensschwester und ist heute in einem Konvent von Benediktinerinnen. Ich erinnere mich, dass ich seit ungefähr meinem neunten Lebensjahr das Evangelium für die Wahrheit des Lebens hielt, und ich wollte mit aller Kraft für die Gerechtigkeit kämpfen. Ich wurde dann nach der Erstkommunion Ministrant und habe mit 16 Jahren meine erste Jugendgruppe in der Pfarrei geleitet. Ich habe mich in der folgenden Zeit beinahe in meiner gesamten Freizeit mit viel Freude in der Jugendarbeit der Gemeinde engagiert. Daraus ist dann auch der Gedanke gewachsen, Priester zu werden. Hinzu kam mein Glaube – Europa ist ein ziemlich säkularisierte Gesellschaft, und so waren wir in unserer Schulklasse von 30 Schülern nur 3, die noch einen Bezug zur Kirche hatten; - so war mein Gedanke: wer soll sich denn sonst noch für Glauben und Kirche engagieren, wenn nicht ich.

 

So wagte ich den Schritt ins Priesterseminar und konnte mich 5 Jahre lang von der Wahrheit und der Strahlkraft der Botschaft Jesu überzeugen; dabei 

lernte ich auch die lateinamerikanische Theologie der Befreiung kennen, befreundete mich mit einem chilenischen Priester, und ging für ein Jahr nach Chile, um das Leben und den Glauben der Armen kennenzulernen. Ich selber komme ja aus einer sogenannten Wohlstandsgesellschaft, die kaum Not kennt und kostenlose, gute Erziehung und Gesundheitsdienste für alle garantiert. Umso mehr hat mich die Gastfreundschaft, Freundschaft und Solidarität der ärmsten Familien beeindruckt, die ich dort besuchte. Ihr tiefer Glaube und die Kraft ihrer Hoffnung bewegte mich, obwohl sie wussten, dass sie an ihrer äußeren schwierigen Situation kaum etwas ändern konnten.

Dieses für mich prägendste Jahr meines Lebens bestärkte mich darin, mein Leben dem Glauben und der Kirche zu widmen. Ich empfand meine Talente, alles was ich besaß, ja mein ganzes Leben als ein großes Geschenk und wollte dies dem Dienst an den Armen zur Verfügung stellen. Meine Schwierigkeiten mit der Ehelosigkeit erschienen mir kleinlich gegenüber dieser überwältigenden Glaubenskraft der Armen.

 

So wurde ich zum Priester und arbeitet 8 Jahre lang in der Gemeindeseelsorge. Ich war Priester mit Leib und Seele und fühlte mich voll verwirklicht. Aber dann habe ich die spürbare Liebe einer Frau kennengelernt, und im Laufe eines Ringens von 2 Jahren kam ich zu der Überzeugung, dass Gott nicht ein Hindernis für die Liebe sein kann. So musste ich den priesterlichen Dienst aufgeben, heiratete, und wir haben 2 wunderbare Töchter. Ich studierte noch Sozialpädagogik und arbeitete 11 Jahre lang mit Menschen mit geistiger Behinderung.

 

Im Zusammenhang mit der globalen Wirtschaftskrise wurde es schwierig, in Deutschland eine zufriedenstellende Anstellung zu finden, da dacht ich, dass ich mich in Südamerika nützlicher machen könnte. So gind ich ein weiteres Mal nach Chile und arbeitete 5 Jahre lang in verschiedenen sozialen Aufgaben in Chile und Peru. Allerdings spürte ich immer deutlicher den Ruf, wieder stärker meiner geistlichen Berufung zu folgen.

Schließlich habe ich hier in Fortaleza eine neue Liebe und eine Arbeit als Priester gefunden, und ich hoffe dass sie lange anhalten. Ich vertraue darauf, dass ich hier offene Herzen und Häuser finde, und wir gemeinsam Wege des Lichtes, des Friedens und der Gerechtigkeit finden.

 

Wir sind ja jetzt in der Adventszeit, der Erwartung des Kommens des Reiches Gottes. Ich fühle mich nicht als “Rufer in der Wüste”, obwohl ich, etwa den Umweltschutz, schon vor 30 Jahren gepredigt habe. Ich möchte mein Leben im Licht der Worte des Apostels Paulus sehen: “ Freut euch zu aller Zeit und sagt Dank in allen Lagen,” (1 Thess 5,16.18.) entsprechend dem Wahlspruch des chilenischen Heiligen Padre Hurtado: “contento, Senor, contento” (etwa: immer zufrieden und von Herzen froh). Ich bin glücklich, dass ich immer wieder die Gegenwart Gottes und seiner Liebe in allem entdecken und auch konkret erfahren kann. Dies ist sicher auch eine gute Vorbereitung auf das Weihnachtsfest für jede(n) von uns, “denn der, der euch ruft, ist treu!” (1Thess 5,24) AMEN

Ich empfehle auch die jeweils aktuelle Predigt zum jeweiligen Sonntag eines meiner geistlichen Lehrer:                                     

           Bernhardin Schellenberger                                               

Predigt 4. So im Jk B; Mk 1,15.21-28

 

Liebe Schwestern und Brüder,

wir sind immer noch im 1. Kapitel des Markusevangeliums, das wir dieses Jahr an den Sonntagen hören. Markus erzählt nichts von den ersten 30 Lebensjahren Jesu, er beginnt direkt mit Johannes dem Täufer, weshalb ihm das Symbol des Löwen zugeordnet wurde. Nach der Taufe und der Versuchung in der Wüste beginnt Jesus sein dreijähriges öffentliches Wirken; letzten Sonntag haben wir von der Berufung der ersten Jünger gehört, und heute beginnt Jesus seine Verkündigung: Das Reich Gottes ist nahe! Und es sind keine leeren Worte, sondern es ist Verkündigung mit Vollmacht, mit Autorität: Wort und Tat stimmen überein, und so ist die erste Tat Jesu die Austreibung eines unreinen Geistes. Gott handelt und wirkt, und die Welt verändert sich – da kann man nur noch staunen!

 

Wenn wir die Nachrichten unserer Tage verfolgen, scheint das Dämonische vehement um sich zu greifen: Terrorismus, Faschismus und Auslöschung Andersdenkender, was uns zu Recht Schrecken einjagt. Aber wenn wir genauer hinschauen, hat dies sehr wohl menschliche Gründe: im Grunde ist jeder Ausdruck von Gewalt eine Folge davon, sich nicht geachtet, nicht wertgeschätzt und nicht geliebt worden zu sein, und sich zutiefst verletzt und bedroht zu fühlen. Die üblen und unreinen Geister sind auch angelernt und gezielt indoktriniert.

Aber auch gar nicht so weit, in unserem eigenen Leben, gibt es dieses Phänomen: wir sagen etwa, dass eine Person einen schlechten Geist hat oder ein guter Geist ist. Im deutschen sagen wir auch: da wurde ich vom Teufel geritten – es kann aber auch ganz einfach eine schlechte Laune sein, die uns das Zusammenleben erschwert und wir ohne es zu wollen unsere Liebsten verletzen – und auch dies sind meist Reaktionen auf Verwundungen, Gewalt, Ungerechtigkeit und Unterdrückung, die wir schon von Geburt an erleiden. Also Produkt und Teil des Menschen selber.

In der antiken Vorstellungswelt wurde dies wie alles Unerklärliche nach außen projeziert: auf Dämonen, Geister und Teufel – und tatsächlich hat es etwas äußerliches: es ist ausserhalb der ursprünglichen Schöpfung Gottes, seiner Liebe und seinem Licht fremd, dem eigentlichen Wesen des Menschen entfremdet.

 

Und Jesus eröffnet von neuem diese Liebe, dieses Licht, er befreit von der Dunkelheit und Gefangenheit – du brauchst keine Angst mehr zu haben, alles Üble und Böse, Dämonen, Teufel und Tod sind überwunden: das Reich Gottes ist nahe – das Reich der Lieblosigkeit muss sich verziehen. So wie wir es in dem brasilianischen Kirchenlied singen: nichts kann mich mehr erschüttern, nichts mehr besiegen, denn meine Kraft ist Jesus.

 

Was können wir also tun, etwa wenn wir von wildem Zorn gepackt werden, bis zu dem Punkt, dass wir nicht mehr Herr/ Frau unserer selbst sind? Ein ganz praktischer Vorschlag: bevor die Wut sich auslebt und explodiert, versuchen, ganz kurz innezuhalten, zweimal ganz tief durchatmen und an etwas Schönes, Positives denken. Und nach her, am Abend, jedenfalls vor dem Einschlafen, den Tag nochmals durchgehen und vor Gott bringen, beten; mit Jesus in Beziehung treten, und uns von seiner Liebe beschenken lassen, dass er uns und unsere Wunden heilt, und tröstet, befreit und wieder ganz macht. - Amen

 

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